Die spielerische Entwicklung des DFB-Teams geht schleppend voran. Bis zur EM im Jahr 2021 hat der Bundestrainer das perfekte Alibi. Ein Kommentar.
KOMMENTAR
So angefressen wie nach dem 1:1 gegen Spanien am Donnerstag war Joachim Löw selten. Das lag nicht an der Leistung seiner Mannschaft. "Unter den Voraussetzungen", meinte Löw, "hat es mich überrascht, dass wir es teilweise so gut gemacht haben."
Der Bundestrainer ärgerte sich vielmehr über die Begleitumstände des Nations-League-Starts. Sein Kader bestand aus Spielern, die in den vergangenen Monaten entweder zu viel oder zu wenig Praxis auf dem Rasen hatten. Mit Manuel Neuer, Joshua Kimmich, Leon Goretzka und Serge Gnabry fehlten ihm zudem vier Stammkräfte. Erschwerend kam noch hinzu, dass er nur drei statt zuletzt bei UEFA-Wettbewerben erlaubten fünf Wechsel vornehmen durfte.
Ein No-Go für Löw im Hinblick auf das straffe Programm, das sein Team im Oktober und November erwartet. Gleichwohl bietet ihm die aktuelle Situation mit geringer personeller Planungssicherheit und wenigen Trainingseinheiten das perfekte Alibi. Er bleibt bei aller externer Kritik seit der WM-Schmach von 2018 unantastbar. Der nächste Gradmesser ist erst die EM im kommenden Jahr. Bis dahin darf sich der Zuschauer auf weitere Spiele wie gegen Spanien einstellen. Spiele, die vielleicht teilweise gut sein mögen, aber gewiss nicht hochklassig.
Bezeichnend dafür war Löws Coaching in Hälfte zwei. Er sah sich gezwungen, von seiner eigenen Philosophie des mutigen Offensivfußballs abzurücken, indem er mit Matthias Ginter, Suat Serdar und Robin Koch drei Defensivspieler einwechselte. Sein Ziel: Den Bus vor dem eigenen Tor parken und das Ergebnis "dreckig" über die Zeit retten.
Quelle: Getty Images
"Es ging nicht anders", gab Emre Can nach dem Spiel zu, "von den Kräften her hat es einfach nicht bei jedem gereicht". Ein Eingeständnis, das Löw und den Seinen wenig Mut für die nächsten Monate macht, in denen der Terminkalender in Kombination mit den Vereinswettbewerben aus allen Nähten platzt.
Das überzogene DFB-Programm mit vier Nations-League-Spielen sowie zwei Tests gegen die Türkei und Tschechien schadet der Gesundheit der Spieler. Es dürfte auch die seit der WM-Schmach von 2018 gewachsene Kritik an Löw verschärfen, weil keine bedeutenden Fortschritte hinsichtlich der spielerischen Entwicklung zu erwarten sind. Trotzdem fällt das nicht auf den Bundestrainer zurück. Noch nicht.
September 04, 2020 at 08:38PM
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Kommentar zum DFB-Team: Joachim Löw hat das perfekte Alibi - Goal.com
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dreckig
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